Gelungener Besuch der OWU-Studenten in Baumholder
Gut zwei Wochen, nachdem die Studenten der Ohio Wesleyan University nach ihrem Deutschlandbesuch wieder zurück nach Delaware geflogen sind, ist es Zeit für eine Bilanz, sagen sich Bernd und Melanie Mai, die die Tour alle drei bis fünf Jahre gemeinsam organisieren. Die Erlebnisse sind gesackt, die Kritikbögen, die die amerikanischen Fußballer an ihrem letzten Tag in Baumholder ausfüllen, sind ausgewertet. Darin werden sie unter anderem gefragt, was ihnen am besten gefallen hat, was sie sich wünschen würden. Und erwartungsgemäß kristallisierten sich beim Rücklauf drei Punkte besonders heraus: die Besichtigung von Schloss Neuschwanstein, der Besuch des Supercup-Spiels in München und die Zeit mit den Gastfamilien, die nicht nur aus dem Landkreis Birkenfeld, sondern auch aus dem St. Wendeler Land kamen. Die Partie in der Allianz-Arena bot dabei so manches Bonbon, wie Mai erzählt: "Endlich hatten wir nach der ersten Woche voller Regen auch mal Sonnenschein, zweitens lief zum ersten Mal Harry Kane für den FC Bayern auf, was die Jungs lautstark unterstützten, und drittens war die OWU-Mannschaft sogar einmal auf der Anzeigetafel im Stadion zu sehen." Ein überraschendes Highlight war außerdem, dass die jungen Fußballer während der Stadiontour in Kaiserslautern auf den ehemaligen US-Nationalspieler Terrence Boyd trafen, der aus dem Nähkästchen plauderte, sich Zeit nahm und den Jungs auch Tipps gab. Als Bilanz bleiben auch die nackten Zahlen: Die OWU-Studenten erspielten in ihrer Deutschlandzeit drei Siege, zwei Niederlagen und ein Unentschieden.
Ein bisschen mehr Freizeit in den großen Städten und bei den Gastfamilien hätte sich der eine oder andere Student allerdings gewünscht. Trainer Jay Martin hingegen war voll und ganz zufrieden mit der Tour. "Baumholder ist für uns sehr besonders; weil wir hier guten Fußball geboten bekommen und gutes deutsches Bier; das Beste aber sind die Leute." Seit 1990 kommen die Studenten nach Baumholder. In diesen mehr als 30 Jahren sind Freundschaften gewachsen. Nicht nur zwischen den Mais und den Martins, auch zwischen den Gastfamilien und ihren Studenten sowie zwischen allen Beteiligten und Vereinen, die die Tour unterstützen. So hörten die amerikanischen Gäste nach ihrem Gastspiel in Selbach, dass sie gerne beim nächsten Mal wieder kommen dürfen. Gleiches bei der SG Idar-Oberstein in Algenrodt und bei Fortuna Köln. "Dort freute man sich über internationales Flair", sagt Melanie Mai. Und betont, welch schönes Gefühl es für Spieler wie auch Verantwortliche war, auf dem Rasen in Oberkirchen die deutsche und die amerikanische Nationalhymne zu hören, gespielt von der Oregon National Guard Band, die trotz des Regens für Stimmung sorgte. Die Verantwortlichen des FC Oster hatten in strömendem Regen auch eine Überraschung parat. Alle wunderten sich, dass der Bus nicht etwa am Sportplatz hielt, sondern am Brunnen in der Ortsmitte. Dort wurde ein Stein, der die Freundschaft zwischen dem FC Oster und OWU dokumentiert, in den Boden eingelassen. Ging bei dem unangenehmen Wetter alles recht schnell, machten Jay Martin und seine Frau JoAnn und die Mais ein paar Tage später nochmal einen Abstecher nach Oberkirchen, um sich den Stein genau anzusehen. Die Martins zeigten sich sehr gerührt.
Sehr bewegend waren auch die Momente in Baumholder für die amerikanischen Gäste. Denn nach den Spielen gegen eine US-Militärauswahl und gegen eine Sondermannschaft des VfR Baumholder, hatte Dieter Bergisch vom VfR-Vorstandsteam eine Überraschung für Jay Martin parat: Er ernannte ihn zum VfR-Ehrenmitglied und würdigte damit die Bemühungen um die deutsch-amerikanische Freundschaft. Das tat auch Jörg Zorbach vom rheinland-pfälzischen Innenministerium, der zu der kleinen Feierstunde im Sportheim einen Ball für Martin mitgebracht hat. Er lobte Martin als jemanden, der "dieses tolle internationale Erleben seit vielen Jahren hochhält". Das zeige, dass in Baumholder die deutsch-amerikanische Freundschaft nicht nur militärischen Ursprungs habe, sondern auch im Sport gelebt werden. Zorbach hatte auch einen Brief von Innenminister Michael Ebling dabei. Darin freute sich der Minister, dass Jay Martin mit seinen Besuchen die deutsch-amerikanische Freundschaft auf eine ganz besondere Ebene hebe – und dankte ihm dafür.
Im Sportheim war es auch, wo nach den zwei Wochen auf Deutschland-Tour Spieler, Offizielle, Bürgermeister, Vereinsvertreter und Gastfamilien zusammenkamen, um zu feiern. Sowohl Bernd Alsfasser, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Baumholder, als auch Stadtbürgermeister Günther Jung überreichten Jay Martin originelle Erinnerungsplaketten und wünschen sich, dass die Touren, die letztendlich auch der Startschuss für die offizielle Städtepartnerschaft mit Delaware sind, fortgeführt werden. Auch Jay Martin würde gerne noch einmal kommen, auch wenn er mittlerweile 74 ist und im Hinblick auf das vollgepackte Programm in deutscher Sprache gesteht: "Neuschwanstein, Heidelberg, Trier; wir sind viel zu Fuß gegangen, und meine Füße sind nicht mehr so gut: Ich bin müde, und die Jungs sind müde". Aber: "Jede Reise war gut; diese Reise war sehr, sehr gut." Daran wird er sich nicht nur dank der vielen Fotos und Eindrücke erinnern, er nimmt außerdem ein ganz besonders Bild mit nach Hause. Dieses zeigt den Battling Bishop als Symbol für die Uni, den Dicken Turm in Baumholder und ein Portrait von Jay Martin. Die Mais gaben es beim Baumholder Künstler Roland Palm in Auftrag. In der Hoffnung, dass es vielleicht neben den Fotos von David Beckham und Pele einen Platz im Trainer-Büro Jay Martins finden wird. Eine Fahne von Baumholder weht schließlich schon im OWU-Stadion.