US-Fußballer beim VfR Baumholder
„Wir sind Heimat einer amerikanischen Garnison“, betont Dieter Bergisch, der Vorsitzende des VfR Baumholder. Und daher halte er es für gut und richtig, auch Amerikaner in der Mannschaft zu haben. Seit geraumer Zeit arbeite der Verein mit einer Agentur zusammen, die sich auf Spieler aus Amerika spezialisiert hat. „Im April oder Mai werden wir wieder ein Probetraining anbieten“, sagt Bergisch, dass die Zusammenarbeit forciert werden soll.
Bisher hat der VfR gute Erfahrungen gemacht. Die ersten beiden Fußballer, die dank der Agentur in Baumholder spielen, sind Danial Rafisamii (21) aus Toronta, Kanada, und Spencer Sarkissian (19) aus Dallas, Texas. Seit Ende Juni trainieren sie in Baumholder, „um eine neue Herausforderung anzunehmen“, wie sie beide betonen. „Jeder tut, was er kann“, beschreibt Bergisch, wie die Beiden in Baumholder aufgenommen wurden. Und auch die jungen Kicker sind begeistert, hätten so ein offenes und herzliches Deutschland nicht erwartet. „Ich wurde mit offenen Armen empfangen“, sagt Danial, und Spencer schwärmt: „Baumholder ist wie eine große Familie“.
Der Verein sei in dieser Situation genau richtig. „Hier habe ich das Gefühl, ich kann als Spieler besser werden“, sagt Spencer. „Der Club ist gut für mich.“ Auch wenn er – direkt nach der High-School - mit dem Ziel nach Deutschland gekommen sei, Profi zu werden. Dabei spricht er von einem Fünf-Jahres Plan. Gefragt nach seinem Lieblingsverein in Deutschland, spricht er so manchem VfRler aus dem Herzen: „Ich mag Kaiserslautern, war auch schon im Stadion.“
Einen Zeitplan hat Danial nicht, wenn er aber auch den Traum vom Profi verfolgt. „Ich bleibe so lange hier, wie ich hier Dinge lernen kann.“ Er sei glücklich, so, wie es derzeit laufe. Aber: „Who knows?“ Er schließe nicht aus, noch andere Länder kennenzulernen. Mal sehen, wohin ihn der Fußball treibt. Und wenn es nicht klappt? Das wäre auch keine Tragödie. Daniel studierte in Ontario Wissenschaften, bevor er nach Baumholder kam. Eigentlich wollte er schon mit 18 das Abenteuer Deutschland angehen. Aber einen Tag vor seinem Abflug bremste ihn Corona aus; sein Flug wurde gestrichen. Auch das sieht er nicht so eng: „Alles hat seinen Grund.“
Er sei froh, dass er sich hier weiterentwickeln könne. Er habe schon viel gelernt, nicht unbedingt in technischer, aber vor allem in mentaler Hinsicht. „Ich bin als Spieler und als Mensch besser geworden.“ Er sei gereift, sagt er. Beide haben mittlerweile ein wenig Deutsch gelernt, neue Freunde gefunden und auch jeweils eine Unterkunft. Auch in Sachen Job tut sich gerade was. „Der Verein unterstützt dabei“, sagt Bergisch. Und sie haben sich schon die Umgebung angeschaut. „Ich habe noch nie eine Stadt gesehen, die in einen Berg gebaut wurde“, schwärmt Danial von Idar-Oberstein. Und sie schwärmen von der Kultur: „Hier dreht sich alles um Fußball, Fußball, Fußball.“ Das sei weder in den USA noch in Kanada der Fall.
Auf jeden Fall wollen beide auch in der kommenden Saison noch in Baumholder spielen. Das freut auch Trainer Sascha Schnell, der von ihren fußballerischen Qualitäten überzeugt ist. Nicht unbedingt im taktischen Bereich, aber „sie machen sich richtig gut“. Schnell sieht großes Entwicklungspotenzial und lobt auch die Qualitäten neben dem Platz: „Sie sind sehr zuverlässig und diszipliniert, und sie passen gut in unsere Gemeinschaft“. Auch Aufräumen sei für sie kein Thema: „Hier bleibt kein Hütchen stehen“, sagt Schnell.
Die Aufnahme von amerikanischen Spielern im Team unterstützen auch Bernd und Melanie Mai. Die Autoren und VfR-Mitglieder haben im April ihr Buch „Amerikaner in Baumholder“ herausgebracht. Und sich selbst verpflichtet, damit keinen eigenen Profit zu machen. „Wir spenden den Gewinn in die deutsch-amerikanische Freundschaft“, sagt Bernd Mai. So haben die Mais Ende des Jahres 1500 Euro dem VfR überreicht – zweckgebunden für den Besuch der Fußballmannschaft der Ohio Wesleyan University im August, für den übrigens noch Gastfamilien gesucht werden, sowie für die Unterstützung des Amerika-Projekts beim VfR. So überraschten die Mais Danial und Spencer nicht nur mit jeweils einem Buch, als sie sich diese Woche im Sportheim trafen, sondern auch mit der frohen Botschaft, dass der Verein sie unterstützen werde.
Dabei sind die beiden Amerikaner wild entschlossen, dem Verein und auch der Stadt etwas zurück zu geben. Sind Spieler oder Funktionäre in der Regel doch recht zurückhaltend, was Meister-Ambitionen angeht, so sagt Spencer ganz offen: „Wir spielen gut, ich hoffe, wir belegen am Ende der Saison den ersten Platz.“ Und auch Danial sagt: „Ich will diese Saison mit dem VfR gewinnen.“ Und sie wollen ihren Teil dazu beitragen. Spencer hat erst kürzlich in der zweiten Mannschaft zwei Tore geschossen. Wurde dann auch noch in der ersten Mannschaft eingewechselt. Er, der seit seinem sechsten Lebensjahr Fußball spielt, muss Trainingsrückstand aufholen. Denn schon beim zweiten Spiel für Baumholder in Kirn-Sulzbach hat er sich den Fuß gebrochen. Nun kämpft er sich zurück.